Psychoanalytische Konzepte gehen zurück auf Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse.
In der Psychoanalyse sind das Modell des Bewusstsein, das Strukturmodell der Persönlichkeit (Instanzenmodell) und Modelle der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie von Bedeutung.
Modell des Bewusstseins
Das Unbewusste
Bedeutsam für das menschliche Erleben und Verhalten ist das Unbewusste. Unangenehme Erlebnisse und verbotene Triebwünsche werden verdrängt. Unbewusste Inhalte können sich zeigen in Fehlleistungen (Versprecher, Vergessen) sowie durch neurotische Symptome (Wiederholungszwang, Traum) und bilden somit einen Kompromiss zwischen dem Verdrängten und bewussten Absichten.
Das Vorbewusste
Vorbewusste Inhalte, wie z.B. Erinnerungen oder erworbene Fertigkeiten, stehen aktuell nicht bewusst zur Verfügung, können aber aktiv ins Bewusstsein geholt werden.
Das Bewusste
Das Bewusste umfasst Funktionen wie Wahrnehmung und Denken. Das bewusste Erleben macht laut Freud nur ca. 10-20 % dessen aus, was das Handeln eines Menschen bestimmt.
Das Strukturmodell der Persönlichkeit (Instanzenmodell)
Das Persönlichkeitsmodell Freuds beschreibt die menschliche Psyche als aus drei Strukturen bzw. Instanzen bestehend:
Es, Ich und Über-Ich.
Das Es vereint primäre emotionale Bedürfnisse, unbewusste Triebe, Impulse.
Das Über-Ich steht für übernommene Wertvorstellungen, Normen, Ideale, also die moralische Entwicklung des Menschen.
Das Ich stellt eine Koordinierungsinstanz dar und vermittelt zwischen Bedürfnissen und Moral einerseits und zwischen dem Ich und den Notwendigkeiten der äußeren Welt andererseits, mit dem Ziel, unterschiedliche psychische Motive zu integrieren und eine Adaption an die Umwelt zu ermöglichen.
Modelle der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie
Freud entwickelte das Phasenmodell der psychosexuellen Entwicklung, bestehend aus: orale, anale, ödipale (phallische), Latenz- und genitale (Adolenszenz) Phase.
Orale Phase (1. LJ):
Körperliche Grundbedürfnisse werden befriedigt durch Saugen, Luschen, Anklammern, Weinen (Mund, Haut). Der Säugling lernt zu unterscheiden zwischen Ich (Subjekt) und Nicht-Ich (Objekt). Themen dieser Phase sind Selbstwertgefühl und eigene Kompetenz, Urvertrauen/-misstrauen.
Anale Phase (2.-3. LJ):
Ausscheidungsfunktionen stehen im Vordergrund. Entwicklung von Wahrnehmung und Motorik erweitern die Bewegungsfreiheit des Kindes, werden aber durch die Bezugspersonen begrenzt. Themen der analen Phase sind Abhängigkeit, Autonomie, Macht, Kontrolle. Das Kind lernt, widersprüchliche Affekte besser zu steuern. Das Über-Ich strukturiert sich durch Auseinandersetzung mit Regeln, Normen, Verboten.
Phallische oder Ödipale Phase (4.-5. LJ):
Im Mittelpunkt stehen die Genitalien. Die geschlechtsspezifische Identität bildet sich aus. Das Kind erkennt physische Geschlechtsunterschiede.
Latenzphase (6. LJ bis Pubertät):
Allgemeine psychosoziale und sensomotorische Fähigkeiten entwickeln sich. Bisherige Entwicklungsschritte und Strukturierung von Ich und Über-Ich werden gefestigt. Intellektuelle und körperliche Fähigkeiten werden weiterentwickelt und Außenkontakte ausgedehnt.
Genitale Phase (Adoleszenz):
Mit körperlichen Veränderungen geht ein Rollenwechsel einher. In der Adoleszenz-Phase steht die Identitätssuche im Mittelpunkt und ist verbunden mit der Auseinandersetzung mit Normen, Gesetzen, Rollenzuweisungen.
Das Modell der Objektbeziehungen wurde auf der Basis des Phasenmodells von Michael Balint, Donald Winnicott, Margaret Mahler und Otto Kernberg entwickelt. Für die innere und äußere Wahrnehmung und den Aufbau der eigenen Identität spielen Vorstellungen von sich selbst (Selbstrepräsentanz) und von einem Objekt (Objektrepräsentanz) eine Rolle.
Als Objekt wird hier die primäre Bindungsperson verstanden. Die Bindungsperson reagiert emotional auf Verhaltensweisen des Kindes. Durch diese Interaktion entwickelt das Kind Selbstvertrauen sowie eine Vorstellung von sich und der Welt. Es wird ein Regulationssystem ausgebildet mit stabilem Selbstwertgefühl und realistischer Wahrnehmung der Umwelt.
zum Weiterlesen:
Psychoanalyse | Krankheitskonzepte & Behandlungstherorien
Psychoanalyse | Geschichtliches
Persönlichkeitstheorien: Psychoanalyse nach Sigmund Freud
Eisberg-Modell des Bewusstseins
Phasen der psychosexuellen Entwicklung nach Freud
Ein Klassiker! 🙂
Die Garantie für Therapieschäden – Psychoanalyse. Wer das macht, riskiert sehr viel.
Vielen Dank für das Teilen Ihrer Erfahrung.
Psychoanalyse steht in der Kritik.
Genannt wird beispielsweise die „suggestive Wirkung in der Therapiesituation, die selbsterfüllende Prophezeiungen produziere“, aber auch Kritik an Freuds Frauenbild, u.a.
Fritz und Laura Perls, Begründer der Gestalttherapie, nahmen Abstand von der psychoanalytischen Deutung, weil sie die Deutung als autoritäres Instrument des Analytikers betrachteten, die die KlientIn in eine passive und untergeordnete Rolle zwängt.
Das klassische analytische Setting tritt allmählich in den Hintergrund. PsychoanalytikerInnen öffnen sich mehr und mehr für andere therapeutische Haltungen und Methoden und integrieren diese in ihre Arbeit.
Ob ein Therapieverfahren als hilfreich erlebt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter vorliegende Problematik, Lebenssituation, Person der TherapeutIn, u.v.a.
Es ist immer sinnvoll, sich vor Beginn einer Therapie über in Frage kommende Verfahren zu informieren und zu überprüfen, welches für das persönliche Anliegen am ehesten geeignet sein könnte.