Psychologische Beratung oder Psychotherapie

Beratung vs. Therapie

Die Begriffe (psychologische) Beratung und (Psycho-) Therapie werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft synonym verwendet. Tatsächlich gibt es zum Teil auch fließende Übergänge. Es gibt aber auch klare Abgrenzungen.

Gemeinsamkeiten von Beratung und Therapie

Sowohl in der Beratung wie auch in der Therapie geht es darum, dass eine Person in einer seelischen Belastungssituation professionelle Hilfe durch hierfür ausgebildete Fachleute erhält.

Es kann dabei gehen um Klärung der Lebenssituation, Erhalt von Fachinformationen, Entwicklung von Perspektiven, Stärkung von Ressourcen, Begleitung durch schwierige Lebensabschnitte, Bewältigung von Problemen und Veränderung des eigenen Verhaltens mit dem Ziel, bessere Entscheidungen für sich selbst treffen zu können.

Psychologische Beratung

Die Absicht einer Beratung ist „Hilfe zur Selbsthilfe“  in einer gegenwärtig schwierigen Lebenssituation und  kann beschrieben werden mit „in helfender Absicht Rat geben“. Eine psychologische Beratung gibt Orientierungshilfe und zielt eher auf die Lösung eines klar umrissenen Problems.

In einer psychologischen Beratung haben Ratsuchende Gelegenheit, ihr Anliegen zu schildern. Die BeraterIn stellt ihr Fachwissen zu diesem Thema zur Verfügung. Gemeinsam kann überlegt werden, welche Handlungsmöglichkeiten grundsätzlich möglich sind und welche am besten in die Lebenssituation der Ratsuchenden passen.

Die Anzahl der Beratungstermine liegt i.d.R. im einstelligen Bereich. Es dürfen keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandelt werden.

In einer psychologischen Beratung könnte auch deutlich werden, dass eine tiefergehende bzw. schwerwiegendere seelische Problematik vorliegt, die eine Psychotherapie sinnvoll bzw. nötig macht.

Beratungsstellen

Fachberatungsstellen gibt in jeder größeren Stadt zu vielen Lebensthemen:
Ehe-, Familien-, Erziehungs-, Sozial-, Schuldner-, Sucht-, Sexual-, HIV- Beratung, Beratung bei psychischen/psychiatrischen Störungen, problematischem Essverhalten, Gewalterfahrungen, u.a.

Bei manchen Beratungsstellen können auch mehrere Beratungstermine in Anspruch genommen werden oder es wird eine vorrübergehende Begleitung zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz bzw. eine therapiebegleitende Unterstützung angeboten.

Fachberatungsstellen legen i.d.R. großen Wert auf eine gute Qualifikation der MitarbeiterInnen.

Psychologische BeraterIn

Der Begriff Psychologische/r BeraterIn ist rechtlich nicht geschützt.
Auch ohne jegliche psychologische/psychotherapeutische Aus- bzw. Fortbildung kann sich jede Person „Psychologischer Berater“ nennen und seine Dienste gewerbsmäßig anbieten.

Niedergelassene psychologische BeraterInnen können auf hohem Niveau ausgebildet sein. Das ist aber nicht zwangsläufig der Fall. Im Zweifel empfiehlt es sich, sich nach der fachlichen Befähigung der BeraterIn zu erkundigen.

Psychotherapie

Psychotherapie ist die Behandlung  seelischer Probleme bzw. psychischer Störungen mit psychologischen Mitteln. Psychotherapie ist eine Heilbehandlung. Wer Psychotherapie ausüben möchte, benötigt eine sogenannte Heilerlaubnis.

In einer Psychotherapie wird an der Linderung bzw. Heilung von Beschwerden, Symptomen und Störungsbildern gearbeitet. Dabei geht auch um die Bearbeitung zugrunde liegender Problematiken, die die aktuelle Lebensführung einschränken.
Eine Psychotherapie zielt auf eine umfassende positive Veränderung des Verhältnisses, das eine Person zu sich selbst und zu ihrer Umwelt hat.

„Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen.“
Hans Strotzka (Hrsg.): Psychotherapie. München 1978

Unser Gesundheitssystem unterscheidet stark in „krank“ und „gesund“.  Deshalb übernehmen Krankenkassen die Kosten für eine Psychotherapie nur dann, wenn eine „psychische Störung mit Krankheitswert“  nach IDC-10 vorliegt.

So wie es fließende Grenzen zwischen Beratung und Therapie gibt, so gibt es auch fließende Grenzen zwischen in „krank“ und „gesund“.

Anhaltende oder wiederkehrende  Belastungen können die Lebensqualität auch dann erheblich mindern, wenn durch eine ärztliche Untersuchung keine „psychische Störung mit Krankheitswert“  diagnostiziert werden kann.

Eine Alternative ist hier eine Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz.  Das Arbeitsgebiet einer HeilpraktikerIn für Psychotherapie umfasst neben der Therapie psychischer Störungen „mit Krankheitswert“ nach ICD-10, auch Psychotherapie bei seelischen Belastungen in Umbruch- und Krisenzeiten und psychologische Beratung.

Eine Therapie bei einer HeilpraktikerIn für Psychotherapie kann in Bezug auf Termingestaltung, Stundenfrequenzen und Therapiedauer flexibler und individueller gestaltet werden, weil hier die Therapiekosten von der KlientIn selbst getragen werden.

Eine HeilpraktikerIn für Psychotherapie sollte eine mehrjährige psychotherapeutische Ausbildung in einem bewährten Psychotherapieverfahren und, ihren Arbeitsschwerpunkten entsprechend, Fachfortbildungen vorweisen können. Auch hier ist das Erfragen der psychotherapeutischen Qualifikation ratsam.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Beratung und Therapie

Aus der Sicht von KlientInnen könnte eine Beschreibung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden von psychologischer Beratung und Psychotherapie so lauten:

Beratung„Hilf uns, unsere Möglichkeiten zu nutzen!“
Therapie„Hilf uns, unser Leiden zu beenden!“