Gestalttherapie betrachtet den Menschen als Körper-Seele-Geist-Einheit und bezieht Lebensumfeld und Spiritualität mit ein. Eine Störung in einem Bereich beeinflusst immer auch andere Bereiche.
Sehr deutlich wird der Einfluss der Seele auf die körperliche Befindlichkeit am Beispiel psychosomatischer Beschwerden. Von psychosomatischen Störungen wird gesprochen, wenn ärztliche Untersuchungen keine Ursache für körperliche Schmerzen, Schwindel, Rückenprobleme und zahlreiche andere Befindlichkeitsstörungen finden können.
Hier bringt die „Sprache des Körpers“ seelisches Leid körperlich spürbar zum Ausdruck. Zusätzliche emotionale Belastungen und Stress können die vorhandenen psychosomatischen Beschwerden verstärken.
Schwere körperliche Erkrankungen wiederum lassen auch die Seele leiden. Plötzlich auftretende Krankheiten können das Lebenskonzept ins Wanken bringen. Körperliche Erkrankungen können verbunden sein mit Umstellung von Gewohnheiten, Minderung körperlicher, geistiger oder emotionaler Belastbarkeit, Verlust körperlicher Funktionen, bedrohlich empfundenen Operationen oder dem Wissen um bevorstehendes Sterben und Tod.
Das Erleben schwerer Krankheit und Schmerzen und einer möglicherweise damit verbundenen (dauerhaften) Lebensumstellung, lösen Anspannung, Besorgnis, Unsicherheit und Ängste aus. Solche Erfahrungen müssen auch emotional bewältigt werden. Gefühle wie Hilflosigkeit oder Angst wiederum können Symptome körperlicher Erkrankungen intensivieren.
Seele (Psyche) und Körper (Soma) beeinflussen sich gegenseitig (Psychosomatik).
Psychotherapie, also die Behandlung seelischer Beeinträchtigungen, profitiert oft von begleitender Therapie körperlicher Befindlichkeitsstörungen.
Ärztliche Behandlung einer körperlichen Grunderkrankung ist zwingend erforderlich. Eine begleitende Psychotherapie zur Bewältigung der emotionalen Belastungen kann dabei sehr hilfreich sein.
Neben schulmedizinischer Behandlung können im Einzelfall auch andere Therapien wechselseitig unterstützend wirken.
HeilpraktikerInnen und PhysiotherapeutInnen bieten verschiedene Behandlungsverfahren an, die gut mit Psychotherapie kombiniert werden können.
Das können beispielsweise Bachblüten-Therapie, Homöopathie, Schüßler Salze, Japanische Akupunktur, Cranio Sacrale Therapie, Osteopathie oder andere Behandlungsarten sein.
Bei der Verarbeitung von Trauma-Folgestörungen in einer Traumatherapie können die Symptome einer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS/PTSD) durch begleitende Behandlung körperlicher Beschwerden erträglicher gemacht werden und den Therapieprozess günstig beeinflussen.
Zum Weiterlesen:
„Akupunktur bei Psychotherapie“ – Artikel von Jeannette Flöring
Mehr über Gestalttherapie und Psycho-Trauma und Traumatherapie auf blog_gestalttherapie_luebeck
Es ist gut,dass die Psychosomatik sich entwickelt hat. Vor einigen Jahrzehnten gab es die Idee, dass die Seele bei der Gesundheit mit bedacht werden muss noch gar nicht. Damals wurde Krankheit rein mechanisch gesehen. Später entwickelte sich glücklicherweise die Idee, dass die Seele mit dem Körper verbunden ist – man erkannte, dass es einen Zusammenhang gibt.
Das führte aber auch dazu, dass bei Beschwerden, bei denen noch keine organischen Veränderungen darstellbar oder veränderte Laborwerte messbar sind, oft die Begründung, es sei eben psychisch, gegeben wird. Früher war es verletzend, wenn die Seele ganz missachtet wurde. Heute erlebe ich es so, dass Menschen sich nicht ernst genommen fühlen, wenn die Beschwerden auf die Psyche geschoben werden.
Psychosomatik ist etwas, das viele Patienten auch belastet, es ist, als hätten sie nichts Richtiges obwohl sie richtig leiden an ihren körperlichen Beschwerden. Und aus homöopatischer Sicht ist es auch so, dass sie tatsächlich körperlich krank sind, wenn es die Schulmedizin noch als psychosomatisch beschreiben würde, weil Homöopathen diese Trennung nie machen. Es ist immer alles betroffen. Selbst für eine akute körperliche Erkrankung ode reine Verletzung durch Unfall kennen wir psychische Symptome. Der Mensch reagiert immer auf allen Ebenen. Meiner Meinung nach wird es Zeit, dass die Trennung aufhört zwischen somatischen und psychosomatischen Erkrankungen..
Schwierig scheint sein, dass sich schulmedizinisch bei nicht darstellbaren Ursachen das Problem der fehlenden Behandlungsmöglichkeiten sich stellt. Vieles kann natürlich symptomatisch behandelt werden, so dass die Symptome verschwinden, aber heilend ist das fast immer nicht.
Oft verschiebt sich das Problem, doch ist der Zusammenhang durch lange Zeiträume meist nicht ersichtlich. Dennoch: viele Patienten wissen dies mittlerweile oder sie spüren es. Sie suchen nach Arzneien, die sie heilen, anstatt nur die Symptome zum verschwinden zu bringen. Sie verstehen, dass die Symptome aus irgendeinem Grund erschienen sind. Sie wenden sich gedanklich ihrer Situation zu, fragen sich nach Belastungen und Gründen. Das ist gut.
Es fehlt hier immer noch eine Sichtweise. Man müsste sich nämlich immer auch nach ererbten Schwachpunkten fragen, die bei Belastung dann als erste erkranken. Die ganze Struktur, die ein Mensch mit bringt, ist ererbt und auch erworben in der Herkunftsfamilie, in der Kindheit und Jugend. Auf diese individuelle Struktur treffen dann Belastungen z.B. auch als Trauma.
So kann man aus unserer Sicht schnell verstehen, wieso ein und dieselbe Belastung ganz verschiedene Folgen auf unterschiedliche Menschen hat. Wieso der eine erkrankt, der andere nicht oder wieso der eine sich schnell erholt und der andere nicht oder wieso der eine dies und das bekommt bei der gleichen Ursache und der andere das und jenes ganz andres.
Mich wundert, dass hiernach kaum je gefragt wird. Für Homöopathen ist das das Zentrum unserer Perspektive, die Frage danach, wie der einzelne individuell reagiert und wieso. Das erst erlaubt uns, individuell passende Heilmittel zu finden.
Insofern bearbeitet die Psychotherapie den seelischen Teil sehr wirksam = das Verstehen der eigenen Struktur – der Patient erlernt, wie er sie verändern kann, so wird er freier. Die Homöopathie bearbeitet den Boden, auf dem die Struktur fußt und ist insofern oft eine gute Ergänzung.
Herzlichen Dank für die differenzierten Ausführungen.
Krankeitsmodelle unterliegen sowohl dem Zeitgeist als auch dem jeweiligen wissenschaftlichen Kenntnisstand.
Die Problematik beruht z.T auf der Annahme, Krankheit zeige sich allein durch sicht- und messbare Abweichungen von der gesunden Norm.
Psychosomatik bezieht körperliche und seelische Vorgänge in ihre Krankheitsmodelle ein. Ein Fortschritt gegenüber der rein mechanistischen Sichtweise in früheren Zeiten.
Ebenso wie in der Homöopathie, sind auch aus gestalttherapeutischer Sicht Körper, Seele und Geist untrennbar miteinander verbunden und stehen in ständiger Wechselbeziehung zueinander.
In der Gestalttherapie wird der Mensch zudem auch vor dem Hintergrund des persönlichen Lebensumfelds gesehen.
Auch das ist m.E. noch zu kurz gegriffen, um den Menschen ganzheitlich zu erfassen.
Neuere Forschungsergebnisse belegen beispielsweise den Einfluss transgenerationaler Traumatisierungen auf die seelisch-körperlich-geistige Entwicklung.
Ein ganzheitlicher Ansatz erfordert das Einbeziehen aller Faktoren, die zum Mensch-sein dazu gehören.
Ganzheitliche Behandlung von Störungen braucht das Zusammenwirken von Fachleuten verschiedener Professionen, die sich gegenseitig individuell und sinnvoll ergänzen.