Verhaltenstherapie | Methoden

Die Verhaltenstherapie (VT) arbeitet mit verschiedenen therapeutischen Strategien und Interventionen. Es existieren evaluierte Therapieprogramme für die Behandlung spezifischer psychischer Störungen wie der Panikstörung oder der Depression, u.a.
Verhaltenstherapie ist problemorientiert, fokussiert auf auslösende und aufrechterhalten Faktoren, ist ziel- und handlungsorientiert und folgt einer strukturierten Vorgehensweise.
Grundlage der verhaltenstherapeutischen Diagnostik ist die Erstellung einer Verhaltens- und Problemanalyse. Hierfür werden einige typische problematische Situationen der jüngeren Vergangenheit genau untersucht und typisches Erleben und Verhalten in solchen Situationen herausgearbeitet. Mit Hilfe des SORK-Models werden die Probleme erfasst.

Verhaltenstherapeutische Diagnostik

VT - SORK-Modell
(für größere Darstellung bitte anklicken)


SORK steht für:
Stimulus = das Verhalten auslösende Situationen oder Umstände
Organismusvariable = Glaubenssätze, kognitive Bewertungen, körperliche Reaktionen, Gefühle
Reaktion = das typische Verhalten, das auf den Stimulus folgt
Konsequenz = kurz- und längerfristige Folgen des gezeigten Verhaltens

 

 

VT - Problemanalyse nach SORK-Modell

 

 

Ein Beispiel für eine Problemanalyse nach dem SORK-Modell zeigt das nebenstehende Schaubild.
Angstbesetzte Situationen und Erwartungen der PatientIn werden erfasst und um die Organismus-Variablen, die physiologischen, kognitiven und motorischen Reaktionen sowie die Konsequenzen ergänzt.

 

 

 

 

VT - Teufelskreis der Angst

 

Wenn unerwünschtes Verhalten nicht selbst verändert werden kann, spielen häufig Ängste eine Rolle. Hierfür hat die Verhaltenstherapie das Modell vom Teufelskreis der Angst entwickelt.
Das Modell veranschaulicht den Regelkreis aus auslösenden Faktoren, Wahrnehmung, kognitiver Bewertung, emotionaler und physiologischer Reaktion und körperlichem Empfinden.
Durch Verstehen des Regelkreises können mögliche Lösungen besser erarbeitet werden. Dieses Modell wird insbesondere bei der Behandlung von Angst- und Panikstörungen angewandt.

 

 

VT - Angsthierarchie

 

Sind die angstbesetzten Situationen analysiert, werde diese skaliert, d.h. die Probleme werden ihrem Schwierigkeitsgrad nach in eine Reihenfolge gebracht. Dies geschieht mit Hilfe der Angsthierarchie.
Anhand der herausgearbeiteten Probleme werden Therapieziele formuliert und skaliert.

 

 

 

 

 

VT - Therapiezielskalierung

 

 

Hierfür steht die Therapiezielskalierung zur Verfügung.
Level 0 ist der Ausgangspunkt und beschreibt den Zustand vor Beginn der Behandlung.
Level +4 beschreibt, wie das Problem nach z.B. 25 Stunden Einzeltherapie wäre, wenn gut gearbeitet wurde.
Level -2 beschreibt, wie es bei Komplikationen wäre.

 

 

 

 

 

Verhaltenstherapeutische Techniken

Das Ziel von Reizkonfrontation besteht darin, dass durch wiederholte Konfrontation mit den Auslösereizen eine Veränderung emotionaler und kognitiver Reaktionen erreicht wird, die dann zu einer Reduzierung problematischer Verhaltensweisen führen.
Zu den Reizkonfrontationsverfahren gehören Systematische Desensibilisierung und Expositionsverfahren.

Die  Systematische Desensibilisierung findet Anwendung z.B. bei Phobien.
Zunächst wird ein Entspannungsverfahren trainiert und eine Angsthierarchie der angstbesetzten Objekte bzw. Situationen erarbeitet. Im Zustand der Entspannung wird der angstauslösende Reiz visualisiert.
Die Visualisierung der einzelnen Situationen der Angsthierarchie wird so oft wiederholt, bis die Angstgefühle deutlich reduziert bzw. eliminiert sind.

Bei den Expositionsverfahren wird unterschieden zwischen Exposition in vivo und Exposition in sensu.
Bei der Exposition in vivo werden angstauslösende Situationen in der Realität aufgesucht. Hierdurch soll erreicht werden, dass die durch den Reiz ausgelöste emotionale und physiologische Reaktion und das körperliche Empfinden zwar auftritt, das problematische Verhalten (z. B. Flucht aus der Situation) aber verhindert wird. Ebenso soll erlebt werden, dass Angstgefühle nur eine bestimmte Zeit andauern und dann von allein nachlassen.
Bei der Exposition in sensu wird die angstauslösende Situation in der Vorstellung aufgesucht.

Eine weitere Methode der Reizkonfrontation ist das Flooding.
An mehreren aufeinanderfolgenden Tagen werden jeweils über mehrere Stunden Situationen aufgesucht, die starke Angst auslösen. Durch die intensive Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz soll die Erfahrung gemacht werden, dass körperliche Reaktionen und Angstgefühle ausgehalten werden können und befürchtete Folgen („ich kippe gleich um“, o.a.) nicht auftreten. Die Methode des Floodings in der Verhaltenstherapie hat mittlerweile an Bedeutung verloren.

Durch Operante Methoden wird eine Verhaltensänderung herbeigeführt, indem die bislang typischen Konsequenzen des Verhaltens verändert werden. Dazu wird u.a. mit positiver und negativer Verstärkung gearbeitet.

Durch Modell-Lernen können vorhandene Verhaltensweisen erweitert bzw. verändert werden, indem Verhalten anderer beobachtet und nachgeahmt wird. Vorbilder für Modell-Lernen können der Therapeut, Mitglieder der Gruppentherapie oder andere reale Personen sein.

Beim Problemlösetraining werden schrittweise Lösungsstrategien gesammelt und nach Umsetzbarkeit bewertet.
Es folgt eine Entscheidung, welche Lösungsmöglichkeit umgesetzt werden soll. Anschließend wird besprochen, in welchen Schritten die gewählte Lösungsmöglichkeit trainiert werden soll.


Zum Weiterlesen: Verhaltenstherapie | Was ist das?